Ruth Pfau

»Mutter der Leprakranken«

Engagierte Ärztin und Ordensfrau: Ruth Pfau setzte sich Zeit ihres Lebens für Leprakranke in Pakistan ein.

Kämpferin für eine bessere Welt

Die deutsche Ordensfrau und Ärztin heilte mehr als 50.000 Leprakranke in Pakistan und wurde so als »Mutter der Leprakranken« bekannt. Ruth Pfau kümmerte sich nicht nur um die körperlichen Leiden der Kranken und Ausgestoßenen, sondern heilte auch ihre seelischen Wunden und war ihnen eine Stütze in jeder Lebenslage.

In den fast 60 Jahren ihrer Tätigkeit als Ärztin war Gott ihre große Stütze und so scheute sie sich nicht, für die Achtung aller Religionen und Menschenrechte einzutreten. Und auch ihre aufopfernde Arbeit nach Erdbeben und Flutkatastrophen stellte eine unentbehrliche Hilfe dar.

Besonders bemerkenswert ist die Tatsache, dass die Ärztin und Ordensfrau bis zu ihrem Tod im Alter von 87 Jahren als Ehrenbotschafterin für die weltweite Lepra-Arbeit der DAHW tätig war und so in diesem Zuge die Ruth-Pfau-Stiftung im Jahr 1996 entstand. So steht Ruth Pfau für Menschlichkeit, Hingabe, Stärke und die Willenskraft, die Ärmsten der Armen mit Hilfe medizinischen Fachwissens und tiefen Glaubens zu unterstützen und die Welt zu verändern.

»Dies ist der Platz, zu dem Gott mich geführt hat.«

Am 9. September 1929 in Leipzig geboren, entstand schon früh der Wunsch in Ruth Pfau, Ärztin zu werden und Menschen zu helfen. Denn die Zeit der schweren Krankheit ihres kleinen Bruders, die letztendlich zum Tod führte, war prägend für die junge Frau. Während ihres Medizinstudiums suchte Pfau stetig nach einer lebensbestimmenden Kraft, die sie im christlichen Glauben fand. So ließ sie sich 1951 taufen und konvertierte zwei Jahre später zur römisch-katholischen Kirche:

Wie ich dann doch zum Glauben gekommen bin? Es war sicher umgekehrt. Der Glaube kam zu mir, er hat mich gefunden. Zweifellos haben mir meine Eltern den Weg erbetet. Denn der Glaube lag mir fern – fern – fern.

Doch sehnte sie sich nach mehr als dem materialistischen Leben, das sie nach dem Abschluss ihres Medizinstudiums vor sich sah. Aus diesem Grund trat sie in die Kongregation der Gesellschaft der Töchter vom Herzen Mariä ein und strebte ein weiterführendes internistisches Medizinstudium an. Ihr Glaube lehrte sie, dass man das eigene Ich nur in der Zuwendung zum Du finden kann, was essentiell für Ruth Pfaus weiteren Weg sein sollte.

Im Jahr 1960 wurde die junge Ärztin und Ordensfrau zunächst von ihrem Orden nach Indien geschickt, blieb aber aufgrund eines Problems mit ihrem Visum im pakistanischen Karachi, wo sie die gesamte Zeit ihres weitern Lebens und Schaffens verbrachte. Die Richtigkeit ihrer Entscheidung hat sie nie bezweifelt. Der Ordenseintritt brachte zwar den Verzicht auf eine berufliche Karriere als Ärztin und auf eine eigene Familie mit sich, doch war das genau der Weg, den Gott für Ruth Pfau vorgesehen hatte, wie sie selbst in ihrem Buch »Verrückter kann man nicht leben« beschreibt:

Ich glaube – was heißt glauben? – ich weiß, ich stehe an dem Platz, an dem Er mich haben wollte.

Sie fürchtete sich nicht davor, in die Elendsviertel zu gehen und die an Lepra Erkrankten und somit Ausgestoßenen aufzusuchen. Sie konnte die grauenvollen Umstände nicht mit ansehen: Zum Sterben Verdammte, die ausgehungert auf den Straßen Pakistans dahinvegetierten. Völlig bestürzt über die Zustände machte sich die engagierte Frau an die Arbeit, denn gerade diese schutzbedürftigen Geschöpfe Gottes mussten mit Respekt und Sorgfalt behandelt werden:

Der Mensch hat ein Recht auf Würde und Glück. Er ist nicht dazu geboren, im Schmutz zu leben.

Lebensaufgabe »Mutter der Leprakranken«

Bis zu ihrem Tod am 10. August 2017 in Karachi kämpfte Ruth Pfau für die Rechte der Menschen, deren Elend sie Tag für Tag miterleben musste. Sie hatte es sich zur Lebensaufgabe gemacht, für die Achtung aller Religionen und die Verständigung der Völker einzustehen und den Menschen zu helfen, die sie am meisten brauchten.

So zeugen die zahlreichen Anerkennungen wie der Albert-Schweizer-Preis, der pakistanische Lifetime-Achievement-Award und der deutsche Fernsehpreis Bambi als »Stille Heldin« von der Wichtigkeit und der fundamentalen Bedeutung ihrer Arbeit als »Mutter der Leprakranken« und Mutter aller, die ihre Unterstützung brauchten.

Wie die Lebensaufgabe einer liebevollen Mutter darin besteht, sich um ihre Kinder zu kümmern, scheute sich Ruth Pfau nicht davor, für ihre kranken und ausgestoßenen Schützlinge über eigene Grenzen zu gehen und über sich hinauszuwachsen. In ihrem Buch »Verrückter kann man gar nicht leben« beschreibt Ruth Pfau, wie sie ein 14-jähriges Mädchen, das sich mit Lepra angesteckt hatte, eingemauert in einer Grube fand und rettete:

Der Vater hatte seine eigene Tochter aus dem Haus verstoßen. Von der Familie und den Bewohnern ihres Dorfes wurde sie hier eingemauert, in Serbal, einem Weiler nahe der Grenze zu Battistan. (…) Ich kletterte auf die Mauer und sprang in die Grube hinab. Und da lag Adina auch schon in meinen Armen, gerade dem Kindesalter entwachsen, halbnackt, zitternd in der Kälte.

Eine Geschichte, die von Zuständen erzählt, deren Grausamkeit unvorstellbar erscheint, was die Arbeit Ruth Pfaus umso bedeutender macht. Die Willenskraft und Stärke, die diese eindrucksvolle Ordensfrau über die gesamte Zeit ihres sozialen Engagements aufbrachte, sind vorbildhaft und gleichzeitig Quell der Inspiration.

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Quellen

Bilder: © shutterstock.com, Maik Meid