Gemälde. Sankt Martin in römischer Legionärsrüstung, auf weißem Pferd sitzend und ein Mann ohne Hemd auf dem Boden vor ihm. Martin teilt mit einem Schwert seinen roten Mantel. Im Hintergrund drei Reiter und mediterrane Landschaft.

Sankt Martin

Geschichte und Leben des Heiligen

Jedes Jahr am 11. November feiern sowohl katholische als auch evangelische Christen den Gedenktag des heiligen Martin von Tours, im Volksmund besser bekannt als »Sankt Martin«.

 

Doch wer war der Mann, an den jedes Jahr am Martinstag mit verschiedenen Bräuchen erinnert wird?

Entdecken Sie die verschiedenen Facetten des heiligen St. Martin und begreifen Sie die Faszination, die von dieser Person ausgeht!

Wer war Sankt Martin? Die Geschichte eines Heiligen

Martin (lat. Martinus) wurde um 316 oder 317 in Savaria, dem heutigen Szombathely in Ungarn, als Sohn eines heidnischen römischen Militärtribuns geboren. Mit dem Christentum kam er in Pavia in Kontakt, der oberitalienischen Heimatstadt seines Vaters.

Im Alter von 10 Jahren wurde Martin in die Gruppe der Katechumenen, der Taufbewerber, aufgenommen. Martins Lebensweg war maßgeblich durch seine Abstammung vorbestimmt.

Römischer Soldat und Soldat Christi

Martin war als Sohn eines römischen Offiziers dazu verpflichtet, einen Militärdienst zu leisten. Auf Wunsch des Vaters trat er mit 15 Jahren in eine römische Reiterabteilung ein. Mit seiner Abteilung wurde Martin nach Gallien, dem heutigen Frankreich, beordert, wo das römische Heer gegen die Alemannen kämpfte. In dieser Zeit festigte und vertiefte sich sein christlicher Glaube.

Unmittelbar vor einer Schlacht gegen die Germanen verweigerte Martin, der nun römischer Offizier war, den Dienst an der Waffe. Stattdessen bat er um die Entlassung aus dem Militärdienst und begründete dies damit, dass er nicht länger ein Soldat des römischen Kaisers, sondern von nun an ein Soldat Christi sei.

Doch Kaiser Julian lehnte das Entlassungsgesuch ab – Martin wurde erst 356 nach 25 Jahren im Militärdienst im Alter von 40 Jahren entlassen.

Vom Soldat zum Priester

Noch während seiner Zeit beim Militär, wahrscheinlich im Alter von 18 Jahren, wurde Martin von Hilarius, dem späteren Bischof von Poitiers, getauft. Nach seiner Entlassung aus dem Soldatendienst lernte er einige Zeit bei Bischof Hilarius und zog sich dann als Eremit auf eine Insel im Golf von Genua zurück.

Im Jahr 360 kehrte Martin nach Gallien zurück und lebte als Einsiedler in Ligugé in der Nähe von Poitiers. Dort gründetet er 361 die Abtei de Ligugé, das erste Kloster des Abendlandes. Dort wurde er auch zum Priester geweiht.

Bischof von Tours

Bei der Bevölkerung war der asketisch lebende Mönch Martin bekannt und als Ratgeber und Nothelfer geschätzt. Als 371 Bischof Lidorius von Tours starb, wünschten sich die Bürgerinnen und Bürger von Tours Martin als dessen Nachfolger. Der hingegen wollte gar nicht Bischof werden und versteckte sich in einem Gänsestall. Der Legende nach verrieten die schnatternden Gänse das Versteck und Martin wurde 372 zum Bischof von Tours ernannt.

Als Bischof Martin von Tours ging er in die Annalen ein und erlangte später für seine selbstlosen Wohltaten Berühmtheit. Trotz des hohen Amtes lebte Martin weiterhin in Askese, wofür er von der Bevölkerung verehrt und geachtet wurde.

Während seiner Zeit als Bischof unternahm Martin mehrere Missionsreisen und stiftete das Kloster Marmoutiers. Außerdem werden ihm mehrere Wunderheilungen und Wundertaten zugeschrieben.
Am 8. November 397 starb Martin von Tours auf einer seiner Reisen in Candes. Sein Leichnam wurde auf der Loire nach Tours transportiert und am 11. November unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beigesetzt.

Wohltäter und Heiliger

Um das Leben des heiligen Martins ranken sich Legenden und Berichte über gute Taten, die hauptsächlich zu seiner Verehrung beigetragen haben.

Neben der Legende um die schnatternden Gänse ist die Überlieferung der Mantelteilung die wohl bekannteste und beliebteste Martinslegende überhaupt. Sie geht auf die Zeit zurück, in der Martin als Soldat im römischen Heer diente.

Im Jahr 334, mit gerade einmal 18 Jahren, war Martin als Gardeoffizier in Amiens stationiert. Was sich in dieser Zeit zutrug, verbinden wir bis heute mit dem Heiligen St. Martin.

Die Legende der Mantelteilung

Mitten im bitterkalten Winter traf der Soldat Martin auf einen bettelarmen Mann am Stadttor von Amiens. Der Bettler war der Kälte schutzlos ausgeliefert, er hatte weder Schuhe noch warme Kleidung. Immer wieder bat er die vorbeigehenden Menschen um Hilfe, doch keiner hatte Mitleid mit dem armen Mann.

Da wusste Martin, dass er dem Bettler helfen musste. Außer seinem Soldatenmantel und seinem Schwert trug er jedoch nichts bei sich. Kurzerhand nahm er das Schwert und teilte seinen warmen Mantel mitten entzwei.

Die eine Hälfte gab er dem Bettler, der voller Dankbarkeit über den warmen Mantel war. Martin versuchte, sich in die verbliebene Mantelhälfte zu hüllen. Darüber spotteten die umstehenden Soldaten und verhöhnten Martin wegen seines erbarmungswürdigen Aussehens. Doch Martin kümmerten Spott und Hohn nicht – er wusste, dass er das Richtige getan hatte.

In der folgenden Nacht hatte Martin einen Traum. Jesus Christus erschien ihm und er war in Martins halben Mantel gehüllt. Er dankte Martin für seine Güte, Selbstlosigkeit und Nächstenliebe und sprach zu den Engeln:

Seht, das ist der noch nicht getaufte Katechumen Martin, der hat mir den Mantel geschenkt und die Liebestat vollbracht.

Martin erkannte Gottes Güte in seiner Tat und ließ sich daraufhin taufen, um seinen Glauben zu bekräftigen.

Wohltaten des St. Martin

Die Geschichte um den geteilten Mantel ist sicherlich die bekannteste Legende von Sankt Martin, doch nicht der einzige Bericht seiner vielen guten Taten.

Martin von Tours war bei der Bevölkerung wegen seiner bescheidenen und demütigen Lebensweise hoch angesehen. So ist überliefert, dass er selbst als Bischof in einer schlichten Zelle lebte, seine Schuhe selbst putzte und einen einfachen Schemel dem prunkvollen Bischofsstuhl vorzog.

Auch von Wundern wird berichtet, er soll Kranke geheilt und sogar Tote wieder zum Leben erweckt haben.

Heiligsprechung

Zur Zeit von Martin von Tours gab es noch keine kanonische Heiligsprechung, das Volk bestimmte, wer auf Grund seiner Taten ein Heiliger war. Auf Martins Grab ließ sein Nachfolger Brictius eine Kapelle errichten, die schnell zum Ziel vieler Pilger wurde. Ausgehend von Tours verbreitete sich die Verehrung der Heiligen Martins über ganz Europa. Zahlreiche Kirchen wurden Martin geweiht, Städte und Burgen nach ihm benannt.

Der Frankenkönig Chlodwig I. (466-511) ernannte Martin von Tours zum Nationalheiligen und Schutzherren der fränkisch-merowingischen Könige und deren Volk.

St. Martin war der erste Heilige, der nicht als Märtyrer gestorben war, sondern als Bekenner verehrt wird.

Auch heute noch wird am 11.11. der Martinstag mit Laternenumzügen, Martinsliedern und Gebäck gefeiert. Das Martinsfest ist ein gebotener Gedenktag der römisch-katholischen Kirche, aber auch die evangelischen und anglikanischen Kirchen gedenken an diesem Tag dem heiligen Martin. Der Martinstag ist kein gesetzlicher Feiertag.

Schutzheiliger

Sankt Martin ist der Schutzpatron Frankreichs und der Slowakei, des thüringischen Eichsfelds, des Schweizer Kantons Schwyz, des österreichischen Burgenlands und zahlreicher weiterer Städte. Zudem ist er der Schutzheiliger vieler Berufe, u. a. der Soldaten und Kavalleristen, Polizisten, Huf- und Waffenschmiede, Schneider und Weber sowie der Reisenden, Flüchtlingen und Gefangenen und natürlich der Bettler.

Der heilige Martin wird entweder als berittener Soldat, der seinen Mantel teilt, oder als Bischof mit Gänsen dargestellt.

Brauchtum

In vielen Regionen ist der Martinstag mit zahlreichen Bräuchen und Traditionen verbunden und hauptsächlich ein Fest für die Kinder.

Vor allem Kindergärten und Grundschulen veranstalten Umzüge mit Martinslaternen. Dabei werden auch oftmals die Geschichte der Mantelteilung nachgespielt und Martinsgebäck in Form von Gänsen geteilt.

Besonders in katholisch geprägten Gegenden ist das Martinssingen ein gern gepflegter Brauch, bei dem die Kinder mit ihren Laternen von Haus zu Haus ziehen und Martinslieder singen. Dafür erhalten sie Süßigkeiten oder kleine Geschenke.

Weit verbreitet ist auch das traditionelle Martinsgans-Essen. Diese Tradition der Martinsgans geht unter anderem auf die Legende zurück, dass sich Martin in einem Gänsestall versteckt hat, weil er nicht Bischof von Tour werden wollte.

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Quellen