Taube mit ausgebreiteten Flügeln vor Lichtdurchflutetem blauen Himmel.

Der Pfingsthymnus »Veni creator spiritus«

Komm, Schöpfer Geist

Der Hymnus »Veni creator spiritus« ist ein alter lateinischer Hymnus um den Heiligen Geist aus dem 9. Jahrhundert und wurde vermutlich vom heiligen Rabanus Maurus komponiert.

Entstehung, Bedeutung und Aufbau

Der lateinische Hymnus »Veni creator spiritus« (deutsche Übersetzung: »Komm, Schöpfer Geist«) stammt aus dem 9. Jahrhundert und wurde höchstwahrscheinlich von dem Mönch und Universalgelehrten Rabanus Maurus (780–856) verfasst. Eine These legt nahe, dass der Hymnus zum Aachener Konzil von 809 verfasst wurde, um die Teilnehmenden programmatisch auf einen kaiserlichen Auftrag einzustimmen, um die theologische Zulässigkeit der Einfügung des »Filioque« in das große Glaubensbekenntnis zu begründen. Sicher ist jedenfalls, dass der Hymnus im theologischen Umfeld dieses Konzils entstanden sein muss.

Dieser Hymnus gehört zu den wenigen Gebeten in der westkirchlichen Liturgie, die dem Heiligen Geist gewidmet sind und findet schon seit dem 10. Jahrhundert im Stundengebet in den Tagen der Pfingstoktav (Woche nach dem Pfingstfest) Verwendung. Ab dem 11. Jahrhundert sang man ihn auch bei Synoden, Weihen und Ordinationen. Vom Aufbau her hat der Hymnus sieben Strophen, die im im ambrosianischen Typus verfasst sind, und verfügt über Ähnlichkeiten mit dem Hymnus »Ave maris stella«.

In der ersten Strophe wird als Einleitung des ganzen Hymnus um die charismatische Gegenwart des Geistes gebeten. Die Strophen eins bis sechs richten sich mit der Anrede an den Heiligen Geist, wohingegen die siebte Strophe eine Doxologie an die gesamte Trinität beinhaltet. Die einzelnen Strophen spielen dabei auf die sieben Gaben des Heiligen Geistes an, ohne diese konkret zu nennen und in umgekehrter Reihenfolge zu Jesaja 11,2–3.

In einigen überlieferten Fassungen ist die ursprüngliche siebte Strophe entfallen oder durch eine dichterisch kaum noch mit dem Rest des Hymnus verknüpfte Doxologie ersetzt worden. Die älteste gregorianische Melodie zu diesem Hymnus stammt aus dem Jahr 1000 und ist in Kempten bezeugt.

Passender Artikel

Pfingsten

Das Hochfest Pfingsten wird am fünfzigsten Tag nach Ostern gefeiert. Dabei wird der Entsendung des Heiligen Geistes durch Jesus Christus am…

»Veni creator spiritus« - Liedtext mit Übersetzungen

Seit dem 12. Jahrhundert wurde der Hymnus mehrfach in die deutsche Sprache übersetzt. Er gilt dabei als einer der am häufigsten übersetzten Hymnen des deutschen Mittelalters. Am weitesten verbreitet ist die deutsche Fassung von Martin Luther (hier wurde in der Reihenfolge die dritte mit der vierten Strophe vertauscht) und Heinrich Bone.

Lateinischer Text, GL 341 (Rabanus Maurus) Martin Luther (1524) Heinrich Bone (1847)
Veni, creator Spiritus,
mentes tuorum visita:
imple superna gratia,
quae tu creasti pectora.
Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist,
besuch das Herz der Menschen dein,
mit Gnaden sie füll, denn du weißt,
daß sie dein Geschöpfe sein.
Komm, Schöpfer Geist, kehr bei uns ein,
besuch das Herz der Kinder dein:
Die deine Macht erschaffen hat,
erfülle nun mit deiner Gnad.
Qui diceris Paraclitus,
donum Dei altissimi,
fons vivus, ignis, caritas
et spiritalis unctio.
Denn du bist der Tröster genannt,
des Allerhöchsten Gabe teu’r,
ein geistlich Salb an uns gewandt,
ein lebend Brunn, Lieb und Feu’r.
Der du der Tröster wirst genannt,
vom höchsten Gott ein Gnadenpfand,
du Lebensbrunn, Licht, Lieb und Glut,
der Seele Salbung, höchstes Gut.
Tu septiformis munere,
dextrae Dei tu digitus,
tu rite promissum Patris
sermone ditans guttura.
Du bist mit Gaben siebenfalt
der Finger an Gotts rechter Hand;
des Vaters Wort gibst du gar bald
mit Zungen in alle Land.
O Schatz, der siebenfältig ziert,
o Finger Gottes, der uns führt,
Geschenk, vom Vater zugesagt,
du, der die Zungen reden macht.
Accende lumen sensibus,
infunde amorem cordibus,
infirma nostri corporis
virtute firmans perpeti.
Zünd uns ein Licht an im Verstand,
gib uns ins Herz der Lieb Inbrunst,
das schwach Fleisch in uns, dir bekannt,
erhalt fest dein Kraft und Gunst.
Zünd an in uns des Lichtes Schein,
gieß Liebe in die Herzen ein,
stärk unsres Leibs Gebrechlichkeit
mit deiner Kraft zu jeder Zeit.
Hostem repellas longius
pacemque dones protinus;
ductore sic te praevio
vitemus omne noxium.
Des Feindes List treib von uns fern,
den Fried schaff bei uns deine Gnad,
daß wir deim Leiten folgen gern
und meiden der Seelen Schad.
Treib weit von uns des Feinds Gewalt,
in deinem Frieden uns erhalt,
dass wir, geführt von deinem Licht,
in Sünd und Elend fallen nicht.
Per te sciamus da Patrem
noscamus atque Filium,
te utriusque Spiritum
credamus omni tempore.
Lehr uns den Vater kennen wohl,
dazu Jesus Christ, seinen Sohn,
daß wir des Glaubens werden voll,
dich, beider Geist, zu verstehn.
Gib, dass durch dich den Vater wir
und auch den Sohn erkennen hier
und dass als Geist von beiden dich
wir allzeit glauben festiglich.
Deo Patri sit gloria
et Filio, qui a mortuis
surrexit, ac Paraclito,
in saeculorum saecula.
Gott Vater sei Lob und dem Sohn,
der von den Toten auferstand;
dem Tröster sei dasselb getan
in Ewigkeit alle Stund.
Dem Vater Lob im höchsten Thron
und seinem auferstandnen Sohn,
dem Tröster auch sei Lob geweiht
jetzt und in alle Ewigkeit.

Im Originaltext von Rabanus Maurus lautete die 7. Strophe:

lateinisch deutsch
Praesta hoc, Pater piissime,
Patrique compar unice,
cum Paracleto Spiritu
regnans per omne saeculum.
Dies bewirke, liebster Vater,
Und, dem Vater gleich, du Einziger,
Zusammen mit dem Beistand Geist
Herrschend in alle Ewigkeit.

 

Brauchtum und Tradition in der Liturgie

Seit dem 10. Jahrhundert wird der Hymnus im Stundengebet während der Pfingstoktav verwendet. Oft wird er zudem bei Synoden, Weihen und Ordinationen sowie zum feierlichen Einzug der Kardinäle ins Konklave gesungen.

Im Gotteslob finden sich die lateinische Version des Hymnus unter der Nummer 341 (altes GL: 240) und die deutschen Übertragungen von Heinrich Bone aus dem Jahr 1847 (»Komm, Schöpfer Geist, kehr bei uns ein«) unter Nummer 351 (altes GL: 245) sowie von Friedrich Dörr aus dem Jahr 1969 (»Komm, Heilger Geist, der Leben schafft«) unter Nr. 342 (altes GL: 241).

Was gehört zum Osterfestkreis?

Der Osterfestkreis ist die wichtigste Zeit im Kirchenjahr. Im Mittelpunkt stehen der Tod…

weiterlesen...

Die Osterwoche (Osteroktav)

Als Osterwoche (auch Osteroktav genannt) wird die Woche von Ostersonntag bis…

weiterlesen...

Weißer Sonntag

Der Weiße Sonntag ist ist ein besonderer Tag im Osterfestkreis: An diesem Tag endet die…

weiterlesen...

Die Sonntage der Osterzeit

Zwischen Ostern und Pfingsten liegen die sogenannten Sonntage der Osterzeit, die alle…

weiterlesen...

Der Maibaum

Die Tradition des Maibaumaufstellens reicht bis ins Mittelalter zurück. Der bunt…

weiterlesen...

Christi Himmelfahrt

Am Hochfest Christi Himmelfahrt feiert die chistliche Kirche die Rückkehr Jesu in den…

weiterlesen...

Pfingsten

Das Hochfest Pfingsten wird am fünfzigsten Tag nach Ostern gefeiert. Dabei wird der…

weiterlesen...

Der Pfingsthymnus »Veni creator spiritus«

Der Hymnus »Veni creator spiritus« ist ein alter lateinischer Hymnus um den Heiligen Geist…

weiterlesen...

Brauchtum und Dekoration zu Pfingsten

An Pfingsten endet offiziell die Osterzeit. Über die Jahrhunderte hat sich zu diesem Fest…

weiterlesen...

Der Sonntag

Jedes Wochenende freuen wir uns über einen freien Sonntag. Hier erfahren Sie mehr über den…

weiterlesen...

Quellen