»Der Teufel von Dublin« – Neue Father Brown Krimis
Ein Interview mit T. H. Lawrence
Die von G. K. Chesterton geschaffene Romanfigur Father Brown hat mittlerweile Kultstatus erreicht. Der englische Autor verfasste zwischen 1910 und 1936 fünfzig Kriminalgeschichten über den scharfsinnigen Priester. Im Frühjahr 2023 erweckte T.H. Lawrence Father Brown in zehn brandneuen Geschichten mit Witz und Charme zum Leben. In einem Interview haben wir den Autor zu seinem Roman und dessen beliebten Protagonisten befragt.
Vivat!: Warum haben Sie als Ihren Protagonisten gerade Father Brown gewählt? Und ist er dieselbe Person wie bei G. K. Chesterton oder haben Sie ihn verändert?
T.H. Lawrence: Die Geschichten von Chesterton haben mich schon lange gefesselt, sowohl stilistisch als auch inhaltlich. Abgesehen von den überaus raffinierten Verbrechen haben die Verbrecher bei Chesterton oft völlig andere Motive als sonst in Krimis üblich. Zum Beispiel wird da ein reicher Mann zum Mörder, weil er sich von einem ärmeren Mann nicht genug beneidet fühlt. So etwas finde ich faszinierend und ich dachte beim Lesen oft „schade, dass ich das nicht geschrieben habe“ und irgendwann kam mir der Gedanke: „Warum eigentlich nicht?“
„Mein“ Father Brown ist derselbe wie bei Chesterton und auch sonst war meine Absicht, Geschichten zu schreiben, die vom Original nicht zu unterscheiden sind.
Vivat!: Wie haben Sie sich in die Zeit von G. K. Chesterton zurückversetzt?
T.H. Lawrence: Da muss ich mich gar nicht groß zurückversetzen, ich empfinde mich ohnehin als viel zu spät geboren. Auch lese ich viele Romane und Memoiren aus früheren Zeiten. Das ist mir alles sehr vertraut.
Vivat!: Kennen Sie England aus eigener Anschauung? Haben Sie sich bei der Wahl der Schauplätze von eigenen Reisen inspirieren lassen?
T.H. Lawrence: England habe ich schon des Öfteren bereist. In anderen Büchern von mir verwende ich sehr oft auch Plätze, an denen ich schon war, aber hier trifft das nur auf die Dublingeschichte zu, ansonsten sind es alles fiktive Orte.
Vivat!: Warum ist gerade ein unscheinbarer Geistlicher so erfolgreich als Ermittler?
T.H. Lawrence: Darüber kann man nur spekulieren. Wahrscheinlich hat jeder andere Gründe, ihn zu mögen. Vielleicht besteht eines seiner Erfolgsgeheimnisse darin, dass er eben kein genialer und sehr selbstbewusster Profi ist, wie z.B. Sherlock Holmes, sondern ein eher bescheidener Mann, der von Chesterton sogar immer wieder als „einfältig wirkend“ beschrieben wird, und der es dennoch mit den raffiniertesten Verbrechern aufnimmt und am Ende immer mühelos gewinnt. Das entbehrt nicht einer gewissen Komik.
Quellen
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