17. April: Gründonnerstag in St. Peter

Vorösterliche Messfeiern im Petersdom

Petersdom Innenansicht
Der Petersdom

Am Gründonnerstag zieht es Bonhoeffer erneut in den Petersdom. Gleich mehrere katholische Gottesdienste erlebt der junge evangelische Theologe in dem für die katholische Kirche so wichtigen Bauwerk. Im Mittelpunkt seiner Beobachtungen stehen diesmal die liturgischen Handlungen und Prozessionen.

»Gründonnerstag früh St. Peter um 10 Uhr. Plätze durch den Kirchendiener Eusebius, die Feierlichkeiten hatten schon angefangen. Am Altar der Kardinal, zu beiden Seiten des Altars dem Rang nach hintereinander sitzend waren die Kinder aus den Seminaren, Priester, Bischöfe usw. Der Papst scheint dieses Jahr nicht zu kommen. [...] Zuerst der Messegesang, dann große Kommunion, für alle Geistlichkeiten. Der Chorgesang dazu war unglaublich eindrucksvoll. [...] Wieder wurde mit Lamentationen begonnen, natürlich für jeden Tag verschieden, darauf das Misere, mein Meßbuch stimmt nicht gut überein, so konnte man schlecht verfolgen. Dann große Prozession auf den päpstlichen Altar. [...] Dazu herrlicher Gesang und Antwort im Chor, dann Prozession zum Allerheiligsten, wo's in einer Urne begraben wird. Bis zum Karsamstag gibt es jetzt kein Allerheilgstes mehr.«

Bonhoeffer: Italienreise, S. 56-57

Auch am Nachmittag zeigt sich Bonhoeffer besonders von der Liturgie beeindruckt. Aus den Eintragungen in seinem Tagebuch geht die tiefe theologische Auseinandersetzung mit der Spaltung der christlichen Kirchen hervor:

»Nachmittag wieder St. Peter um halb 5 Uhr mit unserm katholischen Priesterseminaristen Platte-Platenius. Jetzt ging mir zum erstenmal die Meßordnung auf, da er das Missale Romanum mithatte. Die Liturgie war fabelhaft zusammengestellt, interessant, wie die katholische Kirche Psalmen für ihre Zwecke auslegt, die ganz andere historische Bedeutung haben. [...]
Auf dem Rückweg lange Unterhaltung mit Platte-Platenius über die Bedeutung des Opfers in der katholischen Kirche. Der moderne Katholizismus symbolisiert, was er verstandesmäßig nicht begreifen kann; der Protestantismus läßt hier auch noch die Symbole fallen, ist traditionsloser und ehrlicher.«

Bonhoeffer: Italienreise, S. 57

Autorin

Julia Eydt

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