Fresko des Begräbnisses Jesu. Jesus in weißem Grabtuch wird auf Barre zu Grabe getragen. Zu sehen Maria und weitere Heilige.

Das Turiner Grabtuch

Geschichte, Forschung und Besichtigung

Eine Frage, mit der sich Wissenschaftler wie Gläubige seit vielen Jahren beschäftigen, scheint noch immer ungeklärt: Ist das Grabtuch von Turin das Leinentuch, in das Jesus Christus nach seiner Kreuzigung gehüllt wurde, um bestattet zu werden? Zumindest wird dieses Totentuch mit den erkennbaren Umrissen eines männlichen Gesichtes seit Jahrhunderten als solches von Gläubigen verehrt.

Im Turiner Dom verwahrt, wird das Turiner Grabtuch (ital.: »la Sacra Sindone«) nur selten der Öffentlichkeit präsentiert. Wir klären auf, welche Fakten uns das Grabtuch verrät, welche Theorien die neueste Forschung bereithält und welche Möglichkeiten bestehen, die Ikone zu besuchen.

Wanderausstellung »Wer ist der Mann auf dem Tuch? - Eine Spurensuche«

Ausstellungstermine

2023

  • 11.03.2023 – 24.04.2023: Diözese Hildesheim
  • 28.04.2023 – 14.06.2023: Linz

2024

  • 21.01.2024 – 05.03.2024: Dorsten
  • 10.03.2024 – 24.04.2024: Rheinfelden
  • 22.09. – 03.11.2024: München

Eine einzigartige Ausstellung zum Turiner Grabtuch bieten die Malteser an. Anhand verschiedener Exponate und Erklärungen kann hier der interessierte Besucher eine ganz eigene Antwort auf die Frage »Wer war der Mann im Tuch?« finden. Fundiert treffen dabei Wissenschaft und Religion aufeinander, sodass sich die Ausstellung an Zweifelnde und Gläubige gleichermaßen richtet.

Nutzen Sie die Gelegenheit die originalgetreue Nachbildung des Turiner Grabtuchs zu begutachten und machen Sie sich Ihr eigenes Bild. Neben der eindrucksvollen Nachbildung des Grabtuchs von Turin gilt ein weiteres Exponat als besonderes Highlight: Ein Korpus, der aus einer 3D-Betrachtung der Spuren am Tuch geformt wurde.

Was wir über das Turiner Grabtuch wissen

Seit Jahrhunderten ranken sich verschiedene Mythen rund um das Grabtuch von Turin. War es wirklich das Leichentuch Jesu Christi? Ist es gar eine mittelalterliche Fälschung? Oder ist das Totentuch antik, kann aber keiner konkreten Person zugeordnet werden? Und wie kam das Bildnis des Mannes auf das Tuch? Bis heute streiten sich Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen über die Antworten auf diese Fragen. Doch was gilt als gesichertes Wissen über das Turiner Grabtuch?

Das Tuch ist aus Leinen in einem Drei-zu-eins-Fischgrätmuster gewoben und 4,36 m lang und 1,10 m breit. Es zeigt das Abbild der Vorder- und Rückseite eines menschlichen Körpers und wird in der Turiner Grabtuchkapelle aufbewahrt. Öffentlich ausgestellt wird es nur zu besonderen Anlässen, zuletzt etwa 2015 anlässlich des 200. Geburtstages von Johannes Bosco (auch Don Bosco genannt), dem Gründer des Salesianer-Ordens. 2018 durften 2500 Jugendliche in Vorbereitung auf die Jugend-Weltbischofssynode das Grabtuch in Augenschein nehmen. Voraussichtlich im Heiligen Jahr 2025 wird das Tuch der Öffentlichkeit erneut präsentiert.

Die katholische Kirche klassifiziert das Turiner Grabtuch als Ikone. Zahlreiche Gläubige, die keinen Zweifel an der Echtheit des Tuchs haben, verehren das Leichentuch aber als Reliquie.

Wie das Grabtuch nach Turin kam

Die erste unzweifelhafte schriftliche Erwähnung des Tuchs lässt sich auf das späte Mittelalter datieren. 1353 erhielt ein französischer Ritter von König Johann II. dem Guten den Auftrag eine Stiftskirche in Lirey zu bauen, in der das Grabtuch vier Jahre später ausgestellt wurde. Von dort wurde es 1418 nach Saint-Hippolyte gebracht, bis es in den Besitz der Adelsfamilie von Savoyen überging. Das Tuch wurde fortan von der Familie auf Reisen mitgenommen und ausgestellt. Bereits zu dieser Zeit kamen erste Zweifel an der Echtheit des Totentuchs auf und dennoch erlangte es mit der Zeit in kirchlichen Kreisen eine wachsende Bedeutung.

1502 wurde erstmals ein dauerhafter Aufbewahrungsort für das Grabtuch geschaffen. In der Schlosskapelle der damaligen Residenz des Hauses Savoyen in Chambéry wurde das Leinentuch in einer Nische hinter dem Altar in einer Silberkiste aufgehoben. So überstand es 1532 sogar einen Brand, jedoch wurden die Ränder des Tuchs beschädigt und zwei Jahre später von Nonnen geflickt.

Als das Adelsgeschlecht Savoyen seine Residenz in Turin errichtete, wurde auch das Grabtuch 1578 in die dortige Kathedrale Duomo di San Giovanni verbracht. Hier wird es, abgesehen von einer Unterbrechung zwischen 1939 und 1946, bis heute aufbewahrt. 1983 wurde das Tuch aus dem Besitz der Familie Savoyen an Papst Johannes Paul II. und seine Nachfolger vererbt, mit der Auflage, es in Turin zu belassen. Dort liegt das Totentuch in einem versiegelten Schrein, der es vor Umwelteinflüssen schützen soll.

Wie alt ist das Grabtuch wirklich?

Mit der als zuverlässig geltenden Radiocarbonmethode wurde schließlich 1988 versucht, das tatsächliche Alter des Tuchs zu bestimmen. Die vom Rand des Grabtuchs entnommenen Proben wurden von drei verschiedenen Komissionen auf die Entstehungszeit zwischen 1260 und 1390 n. Chr. datiert.

Verschiedene Wissenschaftler erheben jedoch Zweifel an der Repräsentativität der Proben für das gesamte Leinentuch und an der Durchführung der Messung. So wurde unter anderen festgestellt, dass die Probe von 1988 von einer einzigen Stelle aus der linken, oberen Ecke des Tuches entnommen wurde. Diese ist nicht nur besonders verschmutzt, sodern soll von früheren Reparaturen auch Fremdfäden enthalten, die zu einem verfälschten Ergebnis der Untersuchung geführt haben könnten. Zu diesem Ergebnis kam auch der Wissenschaftler Raymond N. Rogers, der in seiner Studie »Studies on the radiocarbon sample from the shroud of turin« (2005) festhielt, dass das untersuchte Probenstück in seiner Zusammensetzung und Beschaffenheit nicht Teil des originalen Tuches sein konnte. Die Verunreinigung des Tuchs durch Bakterien und Pilze sowie die Auswirkungen des Brandes von 1532 könnten außerdem für einen veränderten C-14-Anteil im Tuch gesorgt und diesen verfälscht haben. Doch der C-14-Anteil ist für die Durchführung einer Radiokohlenstoffdatierung essentiell, sodass es auch an der Datierung mit dieser eigentlich zuverlässigen Methode Zweifel gibt.

Das Totentuch als ein Bild Jesu Christi

Das Bildnis auf dem Turiner Grabtuch ist in vielerlei Hinsicht erstaunlich und fasziniert die Menschen - spätestens seit 1898 das Negativ der Fotografie von Secondo Pia verbreitet wurde. Denn erst das Negativ lässt die Abbildung des menschlichen Körpers, des Gesichts und der Wunden deutlich in den Vordergrund treten. Viel klarer bilden sich die feinen Details ab, die auf dem Turiner Totentuch sonst nur zu erahnen sind.

Vorder- und Rückseite eines Mannes, der mit überkreuzten Armen zu liegen scheint, sind, genauso wie Gesicht mit Haaren und Bart, deutlich zu erkennen. Dunkle Flecken finden sich an den Stellen, an denen Jesus während seiner Kreuzigung Verletzungen erlitt. Die Dornenkrone, die von Nägeln durchdrungenen Handgelenke und Füße, der Lanzenstich in den Rumpf: Die so herbeigeführten Blutungen könnten die Abdrücke auf dem Leinentuch hinterlassen haben. Auch über 100 kleine Verletzungen von einer Geißelung lassen sich bei näherer Betrachtung erkennen. So spiegelt das Turiner Grabtuch die Geschehnisse zu Karfreitag, wie sie in der Bibel geschildert werden, optisch wider.

Besonders die Dreidimensionalität des Bildes auf dem Totentuch ist dabei beeindruckend. Sie wird durch die 3D-Skulptur, die anhand der Spuren auf dem Tuch gefertigt wurde, begreifbar. Ob es sich bei diesem Abbild tatsächlich um ein Bild von Jesus handelt? Sicher ist, dass das Turiner Grabtuch einen nach altertümlicher Praxis gekreuzigten Mann zeigt, der die selben Verwundungen erlitt, wie einst Jesus Christus.

Ist das Turiner Grabtuch echt?

Die Frage nach der Echtheit des Grabtuches ist sicherlich die größte aller diskutierten Fragen zur Ikone. Denn alle aufgestellten Theorien und geäußerten Zweifel dienen nur ihrer Beantwortung. Doch selbst was Experten und Gläubige als »echt« begreifen, unterscheidet sich. Besonders in religiösen Kreisen wird unter der Echtheit des Grabtuchs verstanden, dass es sich um das Grabtuch Jesu Christi handelt. Vielen Wissenschaftlern geht es hingegen einzig um die Authentizität: Sie bezeichnen das Grabtuch als echt, sofern es sicher auf das 1. Jahrhundert zu datieren und das Bild auf dem Tuch das Abbild eines menschlichen Körper zeigt und nicht etwa aufgemalt wurde.

Trotz zahlreicher chemischer und physikalischer Untersuchungen sowie Gutachten von Textil- und Kunstexperten gibt es allerdings nicht einmal einen Konsens, wie das Abbild des Mannes auf das Tuch kam. Im Wesentlichen werden drei Erklärungsansätze in der Debatte diskutiert:

  • Abdruck durch Kontakt zwischen Körper und Tuch
  • Abdruck durch Distanzwirkung zwischen Körper und Tuch
  • der Abdruck wurde durch Künstler aufgemalt

Für- und Widersprecher finden sich zu allen drei Thesen. Naheliegend ist die Vermutung, dass der Abdruck auf einen Kontakt von Körper und Leinentuch zurückzuführen ist. Dagegen spricht allerdings, dass das Bildnis auf dem Tuch keinerlei Verzerrungen aufweist und stattdessen den Körper in seiner Dreidimensionalität widergibt. Diese Darstellung könnte durch eine Distanzwirkung entstanden sein, wie es die zweite These nahelegt. Beispielsweise Radioaktivität könnte das Tuch verfärbt haben, obwohl wenige Zentimeter Abstand zwischen Körper und Leinen bestanden. Jedoch vermögen es solche Distanzwirkungen lediglich unscharfe Konturen entstehen zu lassen.

Auch die Behauptung, das Turiner Grabtuch wäre ein Exemplar der Grabtuchskunst, ist angreifbar. So war die mittelalterliche Malerei nicht in der Lage, die exakten dreidimensionalen Informationen widerzugeben. Außerdem finden sich die Verfärbungen nur in den oberen Fasern des Tuchs, nicht aber in der Tiefe wie es bei einem Gemälde der Fall wäre. Versuche, das Tuch mit den mittelalterlichen Werkzeugen künstlerisch zu reproduzieren, gestalten sich schwierig.

Doch auch andere Forschungsdisziplinen halten keine eindeutigen Beweise für oder gegen die Echtheit des Tuchs bereit. Das Leinen könnte anhand seiner Webart einer hochwertigen antiken Produktion zuzuordnen sein, genauso könnte es aber auch erst im Mittelalter als herkömmliche und weit verbreitete Leinentuchart entstanden sein. Blut sowie Farbpartikel finden sich auf dem Grabtuch gleichermaßen.

Bereits seit 1898, als das Fotonegativ des Grabtuchs bekannt wurde, versuchen Forscher nun schon Klarheit zu erlangen. Bis heute gibt es jedoch keinen wissenschaftlichen Konsens.

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